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Bildungsökonomie

Kürzlich war in der Tagesschau ein Bildungs-Ökonome zugegen, ich habe gar nicht gewusst, dass es das gibt. Mit grossem Engagement wurde er von der Tagesschau-Sprecherin nach möglichen Sparpotentialen gefragt und ich war sehr gespannt auf seine Ausführungen, denn wie bereits erwähnt, ich wusste weder, dass es einen solchen Beruf gibt, noch konnte ich mir vorstellen, was der jetzt allenfalls zu sagen hätte.

Ganz nebenbei erwähnt, ist ja das Sparen sozusagen zu unserer Grundnahrung geworden, wir würden schliesslich elendiglich verhungern, würden wir uns nicht Jahr für Jahr, Tag für Tag, dieser Maxime ausliefern.

Ich war also gespannt, was der Bildungs-Ökonome zu berichten hatte. Seine Ausführungen allerdings waren dann so ernüchternd, dass mein Interesse sofort der Erinnerung an diesen Witz wich, wo ein durchgestylter Allrad-Jeep-Fahrer einem Schafhirten erzählen wollte, was dieser sowieso schon wusste, seinerseits aber nicht in der Lage war, einen Hirtenhund von einem Schaf zu unterscheiden.

Die Ernüchterung schliesslich bestand darin, wie viele Millionen man sparen könne, wenn man bloss einen einzigen Schüler mehr pro Klasse unterrichten würde. Und, das sei ja zumutbar und würde der Qualität keinen Abbruch tun.

Ich bin nur ein einfacher Volksschullehrer und meinesgleichen gibt es, wie Sand am Meer, und es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mit einem neuen Experten, einer neuen Studie oder einer andern hilfreichen Einrichtung konfrontiert werde, die unsereins helfen soll, unsere Arbeit zu erleichtern und natürlich die Qualität unserer Arbeit zu steigern. Ich hätte mir von diesem Bildungs-Ökonomen eine komplexere Antwort, als diese ewige arithmetische Litanei erhofft.

Da gibt es doch dieses wunderbare kleine Fensterbuch “ Der Wert eines Vogels “ von Frederic Vester. Der Materialwert beträgt ja nur wenige Rappen, aber wenn man den Vogel in den Zusammenhang mit seiner Umwelt stellt und sein Wirken mit in die Rechnung einbezieht, ist es höchst verwunderlich, was da für ein Betrag zusammen kommt.

Bloss für einen Moment schiesst mir ein Fensterbuch mit dem Titel “ der Wert eines Lehrers “ oder vielleicht auch “ der Wert eines Ökonomen “ durch den Kopf. Das Werk von Frederic Vester wird zwar von einem Ökonomen weitergepflegt, aber unter einem Bildungs-Ökonomen habe ich mir mehr erhofft, als einer der die vier Grundrechenoperationen beherrscht, aber eben, wenn man einen Schüler auf ein Stück reduziert, ist man schnell beim Witz mit dem Schafhirten und man fragt sich, wie lange es noch geht, bis die Leute Hunde verspeisen anstatt Schafe, davon gibt es nämlich viel mehr.